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Ein Aufstieg in die Vergangenheit: Das Treppenhaus des Kontorhauses Sprinkenhof

Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Fuße einer Treppe, deren Stufen unzählige Schritte einer bewegten Geschichte aufgenommen haben. Das Licht fällt durch hohe Fenster und zeichnet ein faszinierendes Spiel aus Hell und Dunkel auf die scheinbar endlos nach oben führenden Stufen. Dieses Bild ist keine Fiktion, sondern die Realität im Herzen Hamburgs, im Kontorhaus Sprinkenhof. Dieses Gebäude, ein bedeutendes Wahrzeichen des historischen Kontorhausviertels und Teil des UNESCO-Weltkulturerbes , war zur Zeit seiner Errichtung eines der größten Bürogebäude Europas. Dieser Beitrag nimmt Sie mit auf eine Entdeckungsreise durch die Geschichte, das Design, den gegenwärtigen Zustand und die Zukunft des Treppenhauses im Sprinkenhof – ein stiller Zeuge der Hamburger Vergangenheit und Gegenwart.   



Die goldenen Jahre des Kontorhausviertels: Entstehung und architektonischer Glanz

Das Kontorhausviertel, in dem der Sprinkenhof eine zentrale Rolle spielt, entwickelte sich im frühen 20. Jahrhundert unter der Leitung von Fritz Schumacher. Die Notwendigkeit moderner Büroflächen für die florierende Hamburger Wirtschaft, insbesondere im Bereich des Handels und der Schifffahrt, war der Hauptgrund für die Entstehung dieses einzigartigen Stadtteils. Der Sprinkenhof selbst wurde in drei Phasen zwischen 1927 und 1943 erbaut. Die Architekten Hans und Oskar Gerson sowie Fritz Höger zeichneten für das beeindruckende Bauwerk verantwortlich. Die einzelnen Bauabschnitte – der Mittelblock (1927-1928), der Westflügel (1929-1932) und der Ostflügel (1939-1943) – spiegeln die dynamische Entwicklung der Zeit wider, einschließlich der schwierigen Umstände während der NS-Zeit, die dazu führten, dass Oskar Gerson seine Arbeit als Jude nicht fortsetzen durfte. Ursprünglich waren sogar Wohnungen im Sprinkenhof geplant, die jedoch letztendlich nicht realisiert wurden.   


Der architektonische Stil des Sprinkenhofs ist geprägt vom Backsteinexpressionismus, einem charakteristischen Merkmal des gesamten Kontorhausviertels. Die Fassaden aus Klinkermauerwerk und die markanten dekorativen Elemente sind typisch für diesen Stil. Die Gestaltung des Sprinkenhofs wurde dabei von so berühmten Bauwerken wie dem Dogenpalast in Venedig und der Casa de las Conchas in Salamanca inspiriert. Die Entscheidung für den Backsteinexpressionismus war bewusst getroffen und spiegelte eine moderne und doch bodenständige Ästhetik wider, die Hamburgs Identität als bedeutende Hafen- und Hansestadt symbolisierte. Die einheitliche architektonische Vision Fritz Schumachers für das Kontorhausviertel beeinflusste maßgeblich das Design des Sprinkenhofs, einschließlich seiner Fassade und vermutlich auch der inneren Gestaltungselemente. Die Architektur des Sprinkenhofs, und damit auch sein Treppenhaus, kann als Ausdruck des wirtschaftlichen und politischen Klimas im Hamburg des frühen bis mittleren 20. Jahrhunderts betrachtet werden. Die Veränderungen in der Architektenbeteiligung während der Bauzeit aufgrund des NS-Regimes verdeutlichen diese bewegte Epoche.   


Mehr als nur Stufen: Design, Materialien und verborgene Details des Treppenhauses

Im Inneren des Sprinkenhofs findet sich mindestens ein markantes spiralförmiges Treppenhaus. Es existieren runde Treppentürme, die dieses architektonische Element beherbergen. Bezüglich der Materialien lässt sich aus der allgemeinen Bauweise des Sprinkenhofs – einem Stahlskelettbau mit Stahlbeton – und der Verwendung von Backstein und Terrakotta an der Fassade schließen, dass diese Materialien wahrscheinlich auch im Treppenhaus eine Rolle spielten. In anderen Kontorhäusern wurden beispielsweise Keramikfliesen oder unglasierte Terrakotta-Elemente in den Treppenhäusern verwendet.   


Das spiralförmige Design der Treppe ist möglicherweise freitragend. Oftmals finden sich schmiedeeiserne oder andere metallene Geländer, die die geschwungene Form der Treppe begleiten. Historische Fotografien  vermitteln einen Eindruck des ursprünglichen Designs. Eine interessante Beobachtung ist das rhythmische Muster der Stufen im südlichen Treppenhaus, das sich in einer Abfolge von drei horizontalen, einer schrägen, einer weiteren horizontalen und schließlich wieder einer schrägen Stufe manifestiert. Dieses spezifische rhythmische Muster der Stufen im südlichen Treppenhaus deutet auf eine bewusste gestalterische Entscheidung hin, die darauf abzielte, das Empfinden beim Auf- und Absteigen zu beeinflussen, möglicherweise aus Gründen des Komforts oder der Ästhetik. Der Stil des Backsteinexpressionismus prägte wahrscheinlich die Materialauswahl und die Gesamtästhetik des Treppenhauses, wobei robuste und eher schlichte Materialien wie Backstein, Terrakotta und Beton gegenüber aufwendigeren Optionen wie Marmor bevorzugt wurden. Das Vorhandensein einer Wendeltreppe, oft als eine große architektonische Geste angesehen, spiegelt den Ehrgeiz und die Größe des Sprinkenhofs als bedeutendes Geschäftsgebäude seiner Zeit wider. Der mögliche Verzicht auf Marmor und Bronze im Vergleich zu früheren Gebäuden  könnte auf einen Wandel hin zu einer funktionaleren oder moderneren Ästhetik hindeuten. Die Konstruktion des Sprinkenhofs als Stahlskelett mit Stahlbeton  bestimmte die primären Baumaterialien des Treppenhauses. Die Fassade im Stil des Backsteinexpressionismus  lässt vermuten, dass auch Innenelemente Backstein oder Terrakotta enthalten könnten, wie in anderen Kontorhäusern zu beobachten ist. Die detaillierte Beobachtung des Stufenrhythmus  impliziert einen bewussten gestalterischen Aufwand, der über die reine Funktionalität hinausgeht. Das auf Wikimedia Commons präsentierte Bild  und andere Fotos  bestätigen die Existenz und die visuellen Merkmale der Wendeltreppe.   



Das Treppenhaus heute: Eine stille Verbindung zwischen Gestern und Morgen

Der aktuelle Zustand des Treppenhauses lässt sich anhand von Beschreibungen und Bildern beurteilen. Es scheint gut erhalten zu sein, auch wenn die Spuren der Zeit möglicherweise sichtbar sind. Der Sprinkenhof wird heute hauptsächlich als Bürogebäude genutzt. In diesem modernen Kontext dient das historische Treppenhaus entweder als frequentierter Durchgang oder als bewundertes architektonisches Detail. Seit seiner Errichtung gab es mehrere Renovierungen , wobei die umfassende Sanierung im Jahr 2002 besonders hervorzuheben ist. Es ist anzunehmen, dass diese Renovierungen auch das Treppenhaus betrafen, um seinen historischen Charakter zu bewahren und es gleichzeitig an moderne Nutzungs- und Sicherheitsstandards anzupassen.   


Die Tatsache, dass der Sprinkenhof weiterhin als Bürogebäude dient, gewährleistet die Erhaltung seiner architektonischen Merkmale, einschließlich des Treppenhauses, auch wenn der moderne Kontext möglicherweise Veränderungen mit sich bringt. Die Renovierung im Jahr 2002 zielte wahrscheinlich darauf ab, die historische Integrität des Gebäudes, einschließlich des Treppenhauses, zu bewahren und es gleichzeitig für die zeitgemäße Nutzung auf den neuesten Stand zu bringen. Das auf Wikimedia Commons aus dem Jahr 2022 stammende Bild  bietet eine relativ aktuelle Ansicht des Treppenhauses und zeigt seinen gegenwärtigen Zustand.   



Bewahren oder Verändern? Die Zukunft des historischen Treppenhauses im Spannungsfeld von Denkmalschutz und Moderne

Als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes unterliegt der Sprinkenhof strengen Denkmalschutzbestimmungen. Jegliche zukünftigen Veränderungen müssen daher sorgfältig geprüft werden. Die allgemeinen Prinzipien der Denkmalpflege in Hamburg legen den Fokus auf den Erhalt der Substanz und des Erscheinungsbildes. Zukünftige Anforderungen an die Barrierefreiheit oder notwendige Sicherheitsmodifikationen des Treppenhauses könnten einen Spannungsbogen zum Denkmalschutz darstellen. Es gilt, hier eine Balance zu finden. Denkbar sind auch zukünftige Nutzungen des Treppenhauses oder des gesamten Sprinkenhofs, die Auswirkungen auf das historische Bauteil haben könnten. Es ist vorstellbar, dass das Treppenhaus als architektonisches Highlight im Rahmen von Führungen stärker in den Fokus rückt, oder es wird weiterhin primär seiner funktionalen Bestimmung dienen.   


Die UNESCO-Weltkulturerbe-Anerkennung des Sprinkenhofs wird jegliche größeren Veränderungen am Gebäude, einschließlich des Treppenhauses, erheblich einschränken und erfordert eine sorgfältige Berücksichtigung der Denkmalschutzrichtlinien für zukünftige Maßnahmen. Die laufenden Investitionen in die Parkhäuser des Sprinkenhofs  deuten auf ein Engagement für die langfristige Nutzbarkeit des Gebäudes hin, was möglicherweise auch die Instandhaltung seiner architektonischen Merkmale umfasst. Das Beispiel der Renovierung des Hindenburghauses  zeigt, dass die Erhaltung historischer Treppenhäuser oft ein wichtiger Bestandteil der Bewahrung des Charakters denkmalgeschützter Gebäude ist. Das Beispiel des Treppenhauses im Kaffee Paris  verdeutlicht die Herausforderungen und Diskussionen rund um die Erhaltung historischer architektonischer Details, selbst wenn diese nicht explizit unter Denkmalschutz stehen.   


Geschichten, die die Stufen erzählen: Anekdoten und kulturelle Bedeutung

Der Name des Sprinkenhofs geht auf Johann Sprink zurück, der das Grundstück im Jahr 1384 erwarb. Auch der Name der durch das Gebäude führenden Kopfsteinpflasterwege, die „Springeltwiete“, ist eine abgewandelte Form des Namens „Sprinken“. Obwohl konkrete Anekdoten über das Treppenhaus selbst in den vorliegenden Informationen rar sind, so hat doch die Tatsache, dass unzählige Menschen über Jahrzehnte hinweg dieses Treppenhaus genutzt haben, seine Stufen zu stummen Zeugen der Hamburger Wirtschafts- und Architekturgeschichte gemacht. Die Aufnahme des Sprinkenhof-Treppenhauses in Sammlungen der schönsten Treppenhäuser Hamburgs  unterstreicht seinen ästhetischen Wert und seine architektonische Bedeutung über die reine Funktionalität hinaus.   


Die Aufnahme des Sprinkenhof-Treppenhauses in Sammlungen der schönsten Treppenhäuser Hamburgs  deutet darauf hin, dass es für seinen architektonischen Wert und seine ästhetische Anziehungskraft über seinen funktionalen Zweck hinaus anerkannt wird. Obwohl spezifische Anekdoten über das Treppenhaus in dem bereitgestellten Material möglicherweise rar sind, so verleiht seine bloße Existenz innerhalb des historisch bedeutsamen Sprinkenhofs und des Kontorhausviertels ihm eine kulturelle Bedeutung, die eine Ära des Hamburger wirtschaftlichen Wohlstands und der architektonischen Innovation repräsentiert.   


Hamburgs architektonische Schätze: Ein Vergleich mit anderen historischen Treppenhäusern

Hamburg beherbergt eine Vielzahl bemerkenswerter historischer Treppenhäuser. Dazu gehören beispielsweise die im Chilehaus , im Brahms Kontor , im Afrika-Haus , im Alten Klöpperhaus , im Laeisz-Hof  und im Montanhof. Was das Treppenhaus im Sprinkenhof besonders macht, könnte sein spiralförmiges Design, die verwendeten Materialien, der historische Kontext oder eben das bereits erwähnte rhythmische Stufenmuster im südlichen Treppenhaus sein.   


Hamburg verfügt über eine reiche Sammlung architektonisch bedeutender Treppenhäuser, die jeweils den Stil und Zweck ihres Gebäudes widerspiegeln. Durch den Vergleich des Sprinkenhof-Treppenhauses mit anderen können wir seine spezifischen Designentscheidungen und seinen historischen Kontext besser würdigen. Die Vielfalt historischer Treppenhäuser in Hamburg unterstreicht das architektonische Erbe der Stadt und die Bedeutung, die selbst scheinbar funktionalen Elementen von Gebäuden beigemessen wird.


"Hamburgs stille Zeugen": Eine Hommage an die verborgene Schönheit der Stadt

Nach dieser Erkundung eines faszinierenden Details der Hamburger Architektur möchte ich Ihnen mein Bildband "Hamburgs stille Zeugen" ans Herz legen. Dieses Buch fängt die oft übersehenen architektonischen Details der Stadt ein, darunter mit Sicherheit auch beeindruckende Aufnahmen historischer Treppenhäuser wie dem des Sprinkenhofs. Es richtet sich an alle, die sich für Hamburgs Geschichte, seine einzigartige Architektur und die kleinen, aber feinen Elemente interessieren, die den Charakter dieser Hansestadt ausmachen. Entdecken Sie mit "Hamburgs stille Zeugen" die verborgene Schönheit unserer Stadt neu! MEHR


Fazit: Ein Denkmal zum Begehen und Entdecken

Das Treppenhaus im Kontorhaus Sprinkenhof ist weit mehr als nur eine Verbindung zwischen den Etagen. Es ist ein architektonisches Zeugnis seiner Zeit, ein stiller Beobachter der Geschichte und ein faszinierendes Detail in einem bedeutenden Gebäudeensemble. Seine spiralförmige Form, die mutmaßlichen Materialien und das besondere Rhythmusmuster der Stufen laden dazu ein, es nicht nur zu begehen, sondern auch zu entdecken und zu würdigen. Besuchen Sie den Sprinkenhof und lassen Sie sich von der Atmosphäre dieses historischen Ortes und seinem beeindruckenden Treppenhaus verzaubern. Und für alle, die tiefer in die Welt der Hamburger Architektur eintauchen möchten, sei nochmals mein Bildband "Hamburgs stille Zeugen" empfohlen.

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